Zwischen Würm und Nymphenburger Schlosspark

Schloss Blutenburg, die Auen entlang der Würm, der Nymphenburger Schlosspark und dazwischen der Durchblick - Obermenzing bietet reichlich Grünanlagen. Kein Wunder, dass es hier beliebt ist in einem der vielen Einfamilienhäuser mit ihren Gärten zu wohnen. Wer aber dort nicht an stark befahrenen Straßen wohnen will, zahlt jedoch hohe Kaufpreise.

 

Albrecht, der „Liebhaber zarter Frauen“ und spätere Bayernherzog, baute wahrscheinlich auf Wunsch seiner Geliebten Agnes Bernauer die Blutenburg erheblich aus. Der Bürgerlichen brachte die Liebschaft kein Glück: Weil die Verbindung nicht standesgemäß war, ließ Albrechts Vater, Herzog Ernst, die Bernauerin 1435 in der Donau bei Straubing ertränken.

Auch heute ist das – deutlich noch als Wasserburg (Bild links) erkennbare – Schloss Blutenburg beliebtes Ausflugziel von Pärchen. Es ist nun Sitz der Internationalen Jugendbibliothek, der Erich-Kästner-Gesellschaft und dem Michael-Ende-Museum und das wohl bekannteste Bauwerk in Obermenzing. Der Münchner Bezirksteil ist auch heute noch wegen der vielen Grünanlagen und den idyllischen Plätzen entlang der Würm eine beliebte Wohngegend.

 

Menzing wurde im Jahr 817 erstmals urkundlich erwähnt und bestand damit schon lange vor München. Der alte Kern Obermenzings um die Pfarrkirche St. Georg (Bild rechts unten) vermittelt noch dörflichen Charakter. Die Kirche liegt am Ende der Dorfstraße direkt an der Würm, doch die Besucher strömen lieber in den angrenzenden Biergarten des Alten Wirts.

Lange bestand auch eine Sichtachse zwischen Schloss Nymphenburg und der Blutenburg. 1957 begann die Südhausbau GmbH mit der Errichtung der Siedlung „Am Durchblick“ mit 600 Eigenheimen, die sich entlang dem Nymphenburger Kanal erstreckt. Ein Durchblick ist heute entgegen des erhaltenen Namens daher nicht mehr möglich.

Ausgehend von August Exters Villenkolonien Pasing I und Pasing II wurde das Gebiet schon ab den 1920er-Jahren von Süden zunehmend mit Einfamilienhäusern bebaut. Weil das Kirchlein St. Georg für die wachsende Gemeinde zu klein wurde, entstand zwischen 1923 und 1924 mit Geldern des amerikanischen Ordens der Passionisten die neue Pfarrkirche „Leiden Christi“ (Bild links). Das riesige Gebäude wurde nach den Plänen des Architekten Georg Buchner im Stil einer spätgotischen Dorfkirche mit barocker Turmhaube erbaut und sollte der Mittelpunkt einer Gartenstadt werden. Dieses konnte aber nicht realisiert werden. Heute ist jedoch der Bereich an beiden Seiten der stark befahrenen Verdistraße, dem Zubringer zur Autobahn A8 Richtung Stuttgart weitgehend zugebaut.

Ebenfalls in den 1920er-Jahren entstand im Bereich östlich der Ingolstädter Bahnlinie im bewaldeten Dreieck zwischen Menzinger-, Lechel- und Waldhornstraße die genossenschaftliche „Eigenheimsiedlung Neu-Lustheim“,  bei der Einfamilienhäuser in außergewöhnlich große Waldparzellen eingestellt wurden. Das Gebiet gilt nach dem Mietspiegel für München als Obermenzings beste Wohnlage. Der Bezirksteil ist heute weitgehend mit Einfamilienhäusern und einigen wenigen niedrigen Geschosswohnungsbauten erschlossen. Neubauten entstehen meist durch Abriss bestehender Bauten nach einem Erbfall, durch die Veräußerung von Erbengemeinschaften an Bauträger oder durch Teilung großer Grundstücke.

Südlich von St. Georg, am Betzenweg, unweit der Pippinger Straße, baut die Demos Wohnbau drei Häuser mit insgesamt 33 Eigentumswohnungen. Etwa ein Drittel der Wohnungen sind verkauft. Die Preise der Zwei- bis Fünf-Zimmerwohnungen mit 53 bis 192 Quadratmetern Wohnfläche liegen zwischen 3000 und 4800 Euro pro Quadratmeter.

Neubauten mit weniger Wohneinheiten entstehen zudem in der Wöhlerstraße, am Sanderplatz, in der Badenburg- und der Keyserlingstraße.

Auf der anderen Seite des Bezirksteils in der Menzinger Straße, Ecke Lustheimerstraße in der Nähe des Nymphenburger Schlossparks, hat die L.A. Munich Obermenzing elf Reihenhäuser weitgehend fertiggestellt (Bild links). Ein etwa 160 Quadratmeter großes Haus wird für 840.000 Euro, also knapp 5300 Euro pro Quadratmeter, angeboten.       

Seit Albrecht III. hat die Gegend nicht an Beliebtheit verloren. Doch auch wenn Wohnen in Obermenzing teuer ist, muss zum Glück niemand mehr dafür den Preis einer Agnes Bernauer zahlen.

 

 

 

 

 

 

Das Viertel in Zahlen

Obermenzing ist einer von vier Bezirksteilen von Pasing-Obermenzing. Südlich davon befindet sich – die Grenze bildet etwa die Menterstraße – der Bezirksteil Neupasing. Im Osten bildet die S-Bahnlinie die Grenze zum Bezirk Neuhausen-Nymphenburg. Im Norden schließt der Stadtbezirk Untermenzing-Allach an. Der Grenzverlauf von Nordosten bis Nordwesten verläuft vom Im Eichgehölz über Schiehbuschstraße, Menzinger Straße, Weinschenkstraße, Mühlanger bis zur S-Bahn-Haltestelle München-Langwied an der Bergsonstraße. Der kurze Schienenverlauf von dort bis etwa zur Gustav-Meyrink-Straße bildet die Westgrenze Obermenzings zum westlichsten Stadtbezirk, Aubing-Lochhausen-Langwied.

Einwohner: Viele Mehrpersonenhaushalte mit Kindern. Der Ausländeranteil ist mit für Münchner Verhältnisse sehr gering.

Infrastruktur: Es besteht über die Verdistraße schneller Anschluss an die A8. Der S-Bahn-Haltepunkt Obermenzing an der Verdistraße Nähe Bauseweinallee ist die wichtigste ÖPNV-Schnittstelle. Buslinien dienen als S-Bahn-Zubringer. Im Viertel gibt es drei Grundschulen und das Obermenzinger Gymnasium.  

Immobilien: Neubauwohnungen werden etwa zwischen 3800 und 4800 Euro pro Quadratmeter, Häuser im Durchschnitt für 800.000 Euro angeboten.

Die Mieten sind seit 2009 etwa um zehn Prozent gestiegen und liegen im Durchschnitt knapp unter zwölf Euro pro Quadratmeter. Nach dem Mietspiegel gilt als beste Wohngegend der östlichste Teil Obermenzings, zwischen Menzinger Straße, Schlehbuschstraße, Im Eichgehölz und nördlich der Forststraße.

 

Außer der Bebauung direkt an den Gleisanlagen ist die sonstige Wohnlage bis im Westen zur Würm eine gute, sonst eine durchschnittliche Wohnqualität. Selbst der Bereich der stark befahrenen Verdistraße von Nymphenburg zur Autobahn A8 gilt mit Ausnahme der Fensterseite zur Straße noch als „gute Wohnlage“.

Westlich der Pippinger Straße ist noch die Wohngegend zwischenMarschnerstraße bei den Gleisanlagen im Westen und südlich dem Verlauf der Peter-Kreuder-Straße und Julius-Kreis.Straße eine gute Wohnlage.

 

Weitere Informationen:

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