Neuhausen: Verdichtung und neue Türme

In dem begehrten Stadtviertel werden aktuell vermehrt Baulücken geschlossen. Ein Großprojekt an der Paketposthalle sorgt für heftige Diskussionen unter Experten, Stadträte und bald auch unter ausgewählten Bürgern.

 

München genießt nicht gerade den Ruf, die Heimat der Avantgarde der Moderne zu sein. Es ist kein Wunder, dass in diesem konservativen Umfeld keine Architekurikonen wie Ludwig Mies van der Rohes Weißenhofsiedlung oder Walter Gropius` Bauhaus erbaut wurden. 
Im Münchner Stadtteil Neuhausen entstand aber immerhin Ende der 1920er-Jahre an der Arnulfstraße die Postsiedlung von der Baugenossenschaft des Post- und Telegrafenpersonals München durch die Architekten Robert Vorhoelzer und Walther Schmidt. Die Bauten, die sich um einen großen quadratischen Innenhof gruppieren, wurden im Stil der Neuen Sachlichkeit betont schlicht gehalten. Robert Vorhoelzer gilt mit der von ihm begründeten Bayerischen Postbauschule als früher Hauptvertreter der ansonsten in Bayern eher unterrepräsentierten klassischen Moderne. Etwa zur selben Zeit entstand auch die Siedlung Neuhausen. Sie wurde unter der Gesamtplanung von Hans Döllgast ausgeführt. Zu den markantesten Bauten gehören der von Otho Orlando Kurz geplante und mit Krediten aus den USA finanzierte Amerikanerblock sowie der vom Architekten Uli Seeck entworfene Künstlerhof. 
Für Münchner Verhältnisse mutig ist auch der neueste städtebauliche Entwurf für ein Großprojekt in Neuhausen. Im Auftrag der Unternehmensgruppe Büschl hat das Basler Architektenbüro der Schweizer Jacques Herzog und Pierre de Meuron, Pritzker-Preisträger des Jahres 2001, Umbaupläne für das Areal rund um die denkmalgeschützte Paketposthalle entwickelt. Die von Rudolf Rosenfeld, Herbert Zettel und Ulrich Finsterwalder für die Oberpostdirektion München entworfene und 1969 fertiggestellte Paketposthalle ist an sich bereits ein beeindruckendes Bauwerk: 1600 Betonfertigteile bilden ein gefaltetes Tragwerk, das fast 150 Meter überspannt (siehe Bild oben). Bei Fertigstellung war dies die größte Spannweite einer Halle aus Fertigteilen weltweit. Künftig soll die Paketposthalle zu einem offenen Raum für kulturelle und gemeinschaftliche Nutzungen umgestaltet werden und das bisher verschlossene Baudenkmal öffentlich zugänglich gemacht werden. Herzog & de Meuron wollen dafür alle Einbauten entfernen, sodass unter dem freistehenden Tragwerk ein Stadtplatz für Märkte, Ausstellungen und Konzerte entsteht.
Hohe Türme über der Posthalle? Mutig ist aber nicht so sehr die Umnutzung, sondern die von den Basler Architekten vorgeschlagene Bebauung des die Halle umgebenden Areals: Geplant sind zwei neue Türme mit 155 Metern Höhe, die eine „Torsituation an der südwestlichen Ecke der Halle“ bilden und einen „spezifischen Referenzpunkt“ innerhalb der Stadt setzen sollen. Die Mischnutzung von Wohnen, Büro, Gewerbe, Gastronomie und sozialen Einrichtungen soll zusätzlich auch in den sechsgeschossigen „Höfen“ unterkommen, die das neue Quartier komplettieren.
Da die zwei Türme damit deutlich über der Maximalhöhe von 100 Metern liegen würden, für die die Mehrheit des Münchner Bürgerentscheids auf Initiative des ehemaligen Oberbürgermeisters Georg Kronawitter (SPD) gestimmt hat, sorgt dies für Konfliktstoff. Zwar war das Ergebnis des Bürgerentscheids von 2004 nur ein Jahr rechtlich bindend, doch hat seither kein Bauherr gewagt, ein höheres Gebäude in München zu errichten. Angesichts der Wohnungsknappheit und der bereits dichten Bebauung in München steigt im Stadtrat und im städtischen Planungsreferat aber die Bereitschaft, den Bau von höheren Gebäuden in der Stadt zuzulassen. Widerstand kommt allerdings vor der konservativen Denkmalbehörde. „Das ist Investoren-Architektur, für die es an dieser Stelle, nur 1,9 Kilometer von Schloss Nymphenburg entfernt, keine Begründung gibt“, schimpft Mathias Pfeil, Chef des Landesamtes für Denkmalpflege. Auch der Landesdenkmalrat hält Hochhäuser von über 60 Meter Höhe an diesem Standort für nicht „hinnehmbar“. 
 Ende Januar 2021 entschloss sich der Münchner Stadtrat auf Vorschlag von Stadtbaurätin Elisabeth Merk  („damit der Bürgerwille greifbarer wird“) für das Projekt ein sogenanntes Bürgergutachten erstellen zu lassen. In dem aufwendigen und selten eingesetzten Verfahren werden 100 Münchner Bürger per Zufallsprinzip aus dem Melderegister ausgewählt, um von Moderatoren unterstützt, ihr Bürgergutachten in voraussichtlich einem Jahr zu erstellen. Damit ist das Ergebnis wieder offen.
Die geplante Bebauung westlich der Paketposthalle ist zwar das größte, aber längst nicht das einzige Bauvorhaben in Neuhausen. Bereits im Bau befinden sich anstelle eines ehemaligen Bürogebäudes in der Arnulfstraße 150 – 152 an der Ecke Sedlmayrstraße das Quartier Neuhausen. Der Bauträger Conceptbau errichtet dort bis 2023 rund 120 Eigentumswohnungen. Die Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen werden zu Preisen von etwa 400.000 Euro bis 1,3 Millionen Euro zum Kauf angeboten. 
Noch in der Planungsphase befindet sich ein Wohnhaus mit 15 Wohnungen, das die Münchner Immobiliengesellschaft in der Gudrunstraße errichten wird. Grünes Licht von der Stadtgestaltungskommission erhielt im März 2021 ein von Allmann Sattler Wappner entworfener Wohn- und Bürokomplex in der Gabrielenstraße 3, mit dem der Projektentwickler Bauwerk auch 56 Neubauwohnungen errichten will. Neuhausen wird also zuerst verdichtet, bevor (vielleicht) die Höhengrenze fällt.
 
Anfang des 19. Jahrhunderts wies das Dorf Neuhausen noch kaum mehr als 30 Anwesen auf. Bereits damals war aber Neuhausen der Mittelpunkt des Verkehrs zwischen (Residenz) München und (Schloss) Nymphenburg. Im Schnittpunkt zwischen der heutigen Nymphenburgerstraße und der Donnersbergerstraße entstand südöstlich vom alten Dorfzentrum, an der Kirche der Winthirstraße, der Rotkreuzplatz. Mit der Errichtung der Bahnanlagen entwickelte sich südlich davon ein Gewerbegebiet, das von der Eisenbahn und später von der Post dominiert wurde.

Von der Entwicklung her ist Neuhausen zweigeteilt: Nördlich des Rotkreuzplatzes und entlang der Nymphenburger Straße befinden sich Villen und Herrschaftshäuser, die zuerst vom Adel und später vom Bürgertum bewohnt wurden. Südlich davon entstanden von Arbeiter und Postangestellten bewohnten Mietshäuser. Diese zwei Facetten machen den besonderen Reiz Neuhausens aus.

 

Wandlung des Arbeiterviertels

Doch die Gentrifizierung hat längst auch den Südteil des Viertels erfasst: Ehemalige Mietshäuser werden saniert und – in Eigentumswohnungen aufgeteilt – zu hohen Preisen verkauft. Ausgenommen sind die bekanntesten Mietwohnungsquartiere des Viertels, die Ende der Weimarer Republik entstandene Postversuchssiedlung und die Siedlung Neuhausen. In den Jahren 1928 und 1929 wurde an der südlichen Seite der Arnulfstraße die Postsiedlung von der Baugenossenschaft des Post- und Telegrafenpersonals München durch die Architekten Robert Vorhoelzer und Walther Schmidt errichtet. Die Bauten, die sich um einen großen quadratischen Innenhof gruppieren, wurden im Stil der Neuen Sachlichkeit betont schlicht gehalten. Etwa zur selben Zeit entstand die Siedlung Neuhausen. Diese Großsiedlung wurde im Auftrag der neu gegründeten GEWOFAG und unter der Gesamtplanung von Hans Döllgast ausgeführt. Zu den markantesten Bauten gehören der von Otho Orlando Kurz geplante und mit Krediten aus den USA finanzierte Amerikanerblock sowie der vom Architekten Uli Seeck entworfene Künstlerhof.

Östlich dieser in den 1920er-Jahren erbauten Siedlungen befinden sich ältere Mietshäuser, deren Innenhöfe nun zunehmend verdichtet werden. Neubauwohnungen entstehen aufgrund des Altbestands und der dichten Bebauung des Viertels aber nur selten. Eine Ausnahme ist ein Projekt der Bayerischen Hausbau. Ab nächstes Jahr ist der Baustart eines neuen Wohngebäudes in der Nymphenburg Straße 124 geplant, das im zweiten Halbjahr 2013 fertiggestellt sein soll. Genau genommen gehört das Grundstück, auf dem sich aktuell noch ein Bürogebäude befindet, aber nicht mehr zu Neuhausen, sondern zum Stadtviertel St. Vinzenz, das sich auf der östlichen Seite der Landshuter Allee befindet.

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute wird der Neuhausen als Bezirksteil von Neuhausen-Nymphenburg im Norden von der Baldurstraße entlang des Westfriedhofs begrenzt. Die östliche Grenze bildet die Dante- und Waisenhausstraße  sowie die Nymphenburger Straße und die Landshuter Allee bis zu den Gleisanlagen, die das Viertel nach Süden begrenzen. Im Westen reicht Neuhausen an Nymphenburg und wird von diesem Viertel durch die Wilhelm-Hale-Straße, der Washingtonstraße bis  zum Rondell Neuwittelsbach abgetrennt. Von dort aus verläüft die Grenze entlang der Nederlinger Straße bis zur Baldurstraße.

 

Zentrum Rotkreuzplatz

Das Dorf Neuhausen, das noch Anfang des 19. Jahrhunderts nur etwa  30 Anwesen zählte, zog sich nördlich des Platzes entlang der heutigen Winthirstraße hin. Heute münden in den Platz noch die Wendl-Dietrich-Straße, die Schul- und die Leonrodstraße. Den Platz zieren zwei Brunnen, der Winthirbrunnen als Ersatz für den im Krieg zerstörten gleichnamigen Brunnen des Architekten Theodor Fischer.

Mittelpunkt des Stadtteils ist heute der Rotkreuzplatz. Das höchste Gebäude am Platz ist das nördlich gelegene, von Bruno Biehler entworfene Schwesternwohnheim des Rotkreuzkrankenhaus. Das Krankenhaus wurde ab 1887 vom Bayrischen Frauenverein vom Roten Kreuz erbaut und 1892 in Betrieb genommen. 1903 erhielt auch die davor liegende Straßenkreuzung nach diesem Krankenhaus ihren Namen Rotkreuzplatz. An dessen Stelle stand bis zu seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg das Jagdschlössl. Nahezu die gesamte Bebauung des Rotkreuzplatzes wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Nördlich des Rotkreuzplatzes findet man mehr Villen und Bürgerhäuser der Gründerzeit. In den meist ruhigen Nebenstraßen ist Wohnnutzung mit zum Teil repräsentativen Althausbeständen dominierend. Doch auch hier wurden ganze Straßenzüge umgestaltet und einzelne Altbauten saniert. Viele Mietwohnungen wurden in Eigentumswohnungen umgewandelt. Die Veränderungen des Viertels ist auch daran erkennbar, dass ehemals einfache Ladenlokale zu Architekturbüros, alternativen Geschäften sowie Bars und Speiselokalen umgewandelt wurden.

 

Eines der modernen Wahrzeichen des Viertels ist die Pfarrkirche Herz-Jesu.  Der katholische Kirchenbau in der Romanstraße 6 wurde in den Jahren 1997 – 2000 nach den Plänen der Architekten Allmann Sattler Wappner neu errichtet. Der moderne Bau ist einer der am häufigsten besuchten Kirchen in München.

Die Kirche ist quaderförmig mit einer blauen 14 Meter hohen gläsernen Frontseite. Auch die Seiten sind aus Glas, allerdings unterschiedlich transparent. Die Transparenz der Fassade ist im Altarbereich durch eine Eintrübung des Glases am geringsten, während sie im Vorraum durch die Verwendung von Klarglas am höchsten ist. Innerhalb dieses Glaskastens befindet sich ein weiterer, hölzerner Kubus. Um den inneren Kubus herum führt ein Kreuzweg. Durch über 2000 senkrecht stehende Holzlamellen des Innenkubus fällt – je nach Sonnenstand unterschiedlich stark – Licht in den Kirchenraum. Die Helligkeit nimmt zum Altar hin kontinuierlich zu. Die komplette Vorderseite wird nur an hohen Feiertagen wie ein riesiges Tor vollständig geöffnet. Sonst betritt man die Kirche durch zwei kleinere Türen im Hauptportal.

 

 

Postversuchssiedlung

In den Jahren 1928 und 1929 wurde die Siedlung von der Naugenossenschaft des Post- und Telegrafenpersonals München errichtet. Architekten waren Robert Vorhoelzer und Walther Schmidt.

Die Bauten der Postversuchssiedlung gruppieren sich um einen großen quadratischen Innenhof. Im Norden, Westen und Osten wird die Siedlung durch einflügelige, langgestreckte Wohnblöcke begrenzt, im Süden durch eine vierflügelige Anlage. Innerhalb dieses Geviertes, stehen an der West- und der Ostseite jeweils ein weiterer Wohnblock, parallel zu den Blöcken an der Außenseite. Die Anordnung der Gebäude sollte günstige Lichtverhältnisse gewährleisten. Die Fassaden wurden im Stil der Neuen Sachlichkeit betont schlicht gehalten.

Insgesamt wurden 326 Wohnungen in zwei Größen - zu 57 und zu 70 Quadratmetern - errichtet. Entlang der nördlich verlaufenden Arnulfstraße gelegenen Block befinden sich Läden und die Hausverwaltung (Bild links).

 

Mit dem Versuchsbau wurden unterschiedliche Wohnungstypen unter den Gesichtspunkten der Akzeptanz und der Wirtschaftlichkeit sowie verschiedene Dachformen, Bauweisen von Außenwänden und Decken erprobt. Aus Gründen der Vergleichbarkeit sind die Grundrisse der sich von Osten nach Westen erstreckenden Blöcke die gleichen wie die der in Nord-Süd-Richtung liegenden, wodurch sich teilweise ungünstige Lichtverhältnisse ergeben. Es wurden die drei unterschiedliche Heizungssysteme  Zentralheizung, Etagenheizung und Einzelöfen installiert, um die Wirtschaftlichkeit bezüglich der Errichtung und des Unterhalts sowie den Bedienungskomforts miteinander zu vergleichen werden.Die Wohnungen wurden mit der durchrationalisierten „Münchner Küche“ der Architektin Hanna Löv ausgestattet. Sie zeichnete sich durch eine teilverglaste Wand aus, die sie vom Wohnraum trennte. Vier Musterwohnungen waren auch mit Möbeln der Bayerischen Hausratshilfe eingerichtet, die als besonders praktische, preiswerte und schöne Einrichtung angesehen wurden.

 

Siedlung Neuhausen

Die Siedlung Neuhausen ist eine der ersten Großsiedlungen, die im Auftrag der neu gegründeten GEWOFAG zwischen 1928 und 1931 errichtet wurde. Die Gesamtplanung der Siedlung stammt von Hans Döllgast, mit der Planung der einzelnen Bauten wurden eine Reihe weiterer Architekten betraut. Zu ihnen gehörten Gustav Gsaenger, Otho Orlando Kurz und Uli Seeck. Die Siedlung umfasst 1900 Wohnungen. Sie sind alle mit Bad ausgestattet und sind zwischen 58 und 114 Quadratmeter groß. In den Erdgeschossen der Wohnblöcke finden sich 33 Geschäfte und vier Gaststätten.

Die meisten der Wohnblöcke sind in Zeilenbauweise in Nord-Süd-Richtung orientiert, so dass die Fenster im Osten und Westen liegen. Ausnahmen davon bilden lange Häuserzeilen entlang der ost-westlich verlaufenden Wendl-Dietrich-Straße und entlang der Arnulfstraße - dort schließt sich im Südosten eine dreieckige Anlage an. Die Bauten sind in Ausrichtung und Gestaltung betont schlicht gehalten. Der Künstlerhof im südlichen Teil der Anlage wird durch einstöckige, nach Norden ausgerichtete Ateliers begrenzt. Der Abschnitt mit dem Künstlerhof wurde von dem Architekten Uli Seeck entworfen (Vild links unten).

Zuletzt wurde der von Otho Orlando Kurz geplante Amerikanerblock, der seinen Namen Krediten aus den USA verdankte,  am westlichen Ende der Siedlung vollendet (Bild links oben). Davon zeugt auch der Name des Steubenplatz, an dem der Amerikanerblock liegt und die Carl-Schurz- und die Washington-Straße. Der Amerikanerblock gilt als bedeutendes Beispiel der Neuen Sachlichkeit. Das markante, fünfgeschossige Gebäudeensemble wurde von Otho Orlando Kurz und Eduard Herbert entworfen. Die vierflügelige Anlage mit einem großen Innenhof zeichnet sich durch die teilweise abgerundete, mit Klinkern und Balkonen versehenen aus. Die Eingänge sind ebenfalls durch Klinkern betont, die darüber angebrachten Figuren stammen von dem Vater des Architekten Otho Orlando Kurz, dem Bildhauer Erwin Kurz.

 

 

 

Villenkolonie Gern

Nördlich des Nymphenburger Schlosskanals liegt Gern. Dieser noch zum Bezirksteil Neuhausen gehörende Villenkolonie zwischen zwischen Klug-, Waisenhaus- und Gerner Straße zeichnet sich durch Gebäude aus der Zeit des Jugendstils aus. Angesichts des rasanten Bevölkerungswachstum in München zur „Gründerzeit“ hatte der Ingenieur und Unternehmer Jakob Heilmann 1892 ein neues städtebauliches Wohnprojekt gegründet: Gern. Es entwickelte sich zu einem hochrangigen Künstlerquartier, das in der bildenden Kunst vor allem mit der Künstlerkolonie Dachau in vielfältiger Beziehung stand. 

Zur Verwirklichung seiner Reformideen errichtete Jakob Heilmann mit seiner „Familienhäuser-Colonie Nymphenburg-Gern“ die erste gutbürgerliche Reihenhaussiedlung Münchens. Mit dieser wollte er aber auch explizit der Wohnungsnot der Künstler abhelfen, die in großer Zahl nach München strömten, das zur führenden deutschen und internationalen Kunstmetropole aufstieg. Der Bebauungsplan wurde durch den Stadtplaner und Architekten Theodor Fischer abgeändert, so dass die Straßen im Sinne einer malerischen Gestaltung einen zum Teil geschwungenen Verlauf annahmen. Zu den Architekten gehörten unter anderem Max Littmann vom Unternehmen Heilmann und Littmann und Erich Göbel.

Fast 50 der insgesamt geplanten 280 Eck-, Mehrfachspänner oder Reihenhäuser waren von ihm für bildende Künstler vorgesehen und als Ateliervilla oder mit Reihenhausatelier in verschiedenen Größen ausgestattet: eine Künstlerkolonie vom Reißbrett entstand in dem trotz relativ schlichter Architektur ästhetisch ansprechendes Viertel. Bald wohnten und arbeiteten hier rund 80 Maler, Bildhauer, Graphiker, Karikaturisten und Kunstprofessoren. Für die Straßen wurde als Bezeichnung die Namen berühmter Maler wie Tizian, Tiepolo, Tintoretto, Canaletto, aber auch Böcklin, gewählt. 

 

Das Viertel in Zahlen

 

Einwohner: Neuhausens Durchschnittsalter der Einwohner und Altersstrukur entspricht in etwa dem Münchens. Das Viertel weist eine hohe Einwohnerdichte und etwas überdurchschnittlich viele Single-Haushalte auf.

Infrastruktur: Das Viertel verfügt über S-Bahn- (Hirschgarten), U-Bahn (Rotkreuzplatz) und Tram-Anschluß (Nymphenburger Straße, Romanstraße). Hohe Klinikdichte durch Rotkreuzklinik, Krankenhaus Neuwittelsbach, CIP Centrum für Integrative Psychotherapie. Neuhausen hat einen urbanen Charakter und verfügt mit dem Bereich um den Rotkreuzplatz/Nymphenburger Straße über eines von Münchens größtes Einzelhandelszentren mit der Galeria Kaufhof Rotkreuzplatz, Edeka Meliz, Banken, Cafés, Restaurants und der stadtbekannten Eisdiele Scarleti. Auch mehrere Schulen, wi