Neue Wohnhäuser in Harlaching

Rechts über der Isar liegt im Münchner Süden das Villenviertel Harlaching. Auch wenn keine größere zusammenhängende Wohnanlagen erbeut werden, entstehen auf den Grundstücken der alten Villen immer wieder neue Gebäude. Die Preise liegen im oberen Bereich.

 

Autofahrer, die vom Tierpark Hellabrunn die steile Straße den Harlachinger Berg hinauffahren, nehmen die kleine Kirche kaum wahr. An der Biegung der Höhe liegt es versteckt hinter Bäumen. Das St. Anna-Kirchlein (Bild rechts) ist der historische Beginn Harlachings, des heutigen Münchner Stadtviertel. Der Sage nach lockte ein Patrizier ein Judenmädchen zu seinem Gut nach Thalkirchen. Als er es verstieß, ertränkte sie sich aus Liebeskummer in der Isar.  Vom schlechten Gewissen geplagt, stiftete der Reiche das Kirchlein.

Am 1. Oktober 1854 wurde das Gebiet mit etwa 50 Einwohnern und seinen schon damals beliebten Ausflugszielen Menterschwaige zu München eingemeindet. Aber erst um 1900 begann eine zunehmend rasante Bautätigkeit auf den ehemaligen landwirtschaftlichen Feldern. Nach Plänen der Architekten Gabriel von Seidl und Max Littmann entstand durch das Bauunternehmen Heilmann & Littmann zuerst die Gartenstadt Harlaching, danach die Villenkolonie Menterschwaige. Der Gutshof Menterschwaige wurde um 1012 erstmals in einer Urkunde erwähnt, er war seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Herzöge von Bayern und blieb mit einer kurzen Unterbrechung bis 1793 Eigentum der Wittelsbacher. Anschließend geriet er in Privatbesitz und wurde mehrfach kurz hintereinander verkauft. Im 19. Jahrhundert wurde der Gutshof als Gaststätte ausgebaut und war und ist ein beliebtes Ziel für Ausflügler.

Eines der ersten Häuser war das des rechtsnationalen Verlegers Julius Friedrich Lehmann. In seinem Haus versammelten sich regelmäßig spätere Führer des Nationalsozialismus. Im Landhaus Lehmann wurden während des Hitlerputsches 1924 als Geiseln der Ministerpräsident von Eugen von Knilling und seine Minister von Rudolf Heß festgehalten. Heß wurde später selbst Bewohner der Menterschwaige, indem 1935 eines der größten Grundstücke der Kolonie direkt an der Hangkante, kaufte. Er ließ das Haus umbauen und auf die nahezu doppelte Nutzfläche erweitern. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und diente nach dem Krieg zunächst als Jugendcamp für die Kinder der Besatzungstruppen. 1991 gaben die Amerikaner das Grundstück an den Freistaat Bayern zurück, der dort bis heute zwei Probenbühnen für das Gärtnerplatztheater unterhält, die aber mittelfristig  in das Theaters am Gärtnerplatz integriert werden sollen.

Gartenstadt und Villenviertel gelten heute als eine der besten Wohnlagen Münchens. Im Viertel dominieren Gebäude im Jugendstil, im Historismus oder im Heimatstil, die zum Teil um malerische Plätze wie „Über der Klause“ angeordnet sind.

Aber auch moderne Klassiker sind hier zu finden. Etwa ein von Sep Ruf entworfener Bungalow in der Hermine-Bland-Straße. Ein Garagenbau schirmt das 1960 bis 1961 errichtete Gebäude in Sichtziegelmauerwerk mit vorkragendem Flachdach ab. Es verfügt über einen bepflanzten Innenhof mit überdecktem Freisitz und öffnet sich entlang der Westseite mit der  abgetreppten Gartenanlage zu den Untergeschoss-Räumen zum parkartigen Garten hin durch eine raumhohe Verglasung.

Architektonisch bemerkenswert ist auch ein minimalistisch gestaltetes Gebäude des Architekten Peter C. von Seidlein (Bild links). Die zehn klassischen Reihenhäuser sind als zusammenhängender zweigeschossiger Block mit 65 Meter Länge und 20 Meter Tiefe ausgeführt. Um das parkähnliche Areal möglichst unberührt zu lassen, wurde die Reihenhausanlage nahe an der Straße angeordnet. Die klare Architektur passt sich in das großzügige landschaftliche Umfeld ein und schafft eine gleichberechtigte Wohngemeinschaft.

 Als Erweiterung der nach Osten gelegenen Wohnräume entstanden durch Einfriedungen aus Beton zur Straßenseite hin private Innenhöfe. Die Fassaden sind bis auf die Eingangstüren verglast. Die klare Konstruktion aus Beton und Fertigteile bestimmt die zurückhaltende Atmosphäre der Anlage. 

Ein Reichenviertel ist Harlaching jedoch nicht. Dass hier überdurchschnittlich viele Leute leben, die man als „gut situiert“ bezeichnen könnte, stimmt allerdings. Dass hier viele Spieler des FC Bayern München mit ihren Familien anzutreffen sind, liegt auch an der Nähe des Trainingsgeländes des Fußballvereins in der Säbener Straße im nahen Giesing. Auch lassen sich immer wieder mal Prominente im Klinikum Harlaching oder in den Privatkliniken des Viertels behandeln: Michael Gorbatschow unterzog sich im vergangenen Jahr einer Wirbelsäulen-Behandlung in der Schön-Klinik.

Immer wieder entstehen auch neue Wohnhäuser. Etwa wenn eine Erbengemeinschaft ein Villengrundstück an einen Bauträger veräußert. Grundstücke werden dann aufgeteilt oder es wird anstelle eines Holzhäuschens wird eine mehrgeschossige Wohnanlage hochgezogen. Auch wenn das Viertel so stärker verdichtet wird, herrscht die großzügige Bebbauung mit großen Gartenanlagen und den umgebenden Grünanlagen vor. 

Etliche Neubauten entstehen zwischen Perlacher Forst und Athener Platz. So errichtet die Kroner Bau Vertriebsgesellschaft Am Perlacher Forst 178 ein Mehrfamilienhaus auf zwei Etagen. Die zwei Wohnungen werden für je 869.000 Euro zum Verkauf angeboten. Bezogen auf eine Wohnfläche von 122 Quadratmeter entspricht dies einem Preis von 7000 Euro pro Quadratmeter. Und in der nächsten Querstraße, der Bozzaristraße 40b („neue bozzaris“) und auf dem gegenüberliegendem Grundstück sollen Altbauten durch Neubauten ersetzt werden.  Auch hier liegen die Preise zwischen knapp 6000 und gut 7000 Euro pro Quadratmeter. Gebaut wird zudem in der Reisachstraße und am Athener Platz. Auch direkt am Athener Platz wird neu gebaut und bestehende Häuser renoviert und erweitert. Doch auch schon jetzt zeichnet sich der Platz durch ein interessantes Miteinander von alten Häusern und modernen Neubauten aus (Bild rechts).

Auch zwischen Geiselgasteigstraße und der Hochleite über der Isar werden  Lücken gefüllt und Grundstücke neu bebaut. Eine Wohnanlage entsteht in der Füllstraße 3. Eine eigenwillig geschwungene Architektur weist dagegen das im Rohbau befindliche Terrassenhaus Menterschwaige in der Harthauser Straße auf. „Der Bau mit zwölf Wohneinheiten soll etwa im September fertig gestellt sein“, erläutert Nadja Wittmann vom Bauträger Klaus Wohnbau on Augsburg. „Die Preisspanne der zwischen 95 und 203 Quadratmeter großen Wohnungen reicht von 6283 bis 8542 Euro pro Quadratmeter.“ Vier Wohnungen sind noch zu haben.

Das Terrassenhaus Menterschwaige befindet sich aber im Südwesten Harlachings und damit ein gutes Stück vom Anna-Kirchlein entfernt. Dort soll Nachts ab und zu die Seele der Selbstmörderin als sanftes blaues Licht erstrahlen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Viertel in Zahlen 

Harlaching ist einer von fünf Bezirksteile des Stadtbezirks Untergiesing-Harlaching. Im Osten grenzt es an Neu-Harlaching, im Norden an Giesing und im Westen an Siebenbrunn.

Einwohner:  Der Altersdurchschnitt der Bewohner Harlachings ist überdurchschnittlich hoch. Dabei gibt es aber durchaus viele Familien mit Kindern. Deutlich unterdurchschnittlich ist der Ausländeranteil.   

 

Infrastruktur: Das Viertel, eingebettet zwischen Perlacher Forst und Isarausen, zeichnet sich durch viel Grün aus. Verkehrstechnisch ist Harlaching durch eine Tramlinie und Busverbindungen erschlossen. Im Süden befindet sich das Harlachinger Krankenhaus. Es wurde in den Jahren 1959-65 als städtisches Krankenhaus Harlaching auf einem mit alten Bäumen bestandenen Parkgelände eines ehemaligen Sanatoriums erbaut. Das Krankenhaus ist mit allen notwendigen Abteilungen ausgestattet, um die ärztliche und medizinische Grundversorgung zu sichern. Es hat seit den 1970er Jahren den Status eines akademisches Lehrkrankenhaus und ist der größte Arbeitgeber im Stadtteil, der sonst vor allem Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor bietet. Ab 1970 begann am Krankenhaus Harlaching der erste Dauerbetrieb eines Rettungshubschraubers in Deutschland.

   

Immobilien: Sowohl Bestands- wie auch Neubauwohnungen zeichnen sich durch ein hohes Preisniveau aus. So sind Bestandswohnungen in gutem Zustand in der Regel selten unter 4000 Euro pro Quadratmeter zu bekommen. Neubauwohnungen sind deutlich teurer und werden ab 5800 Euro pro Quadratmeter angeboten, können aber durchaus auch ein Preisniveau von 8000 Euro pro Quadratmeter und mehr erreichen. Der Preisanstieg in den vergangenen drei Jahren hat allerdings Harlaching nicht in dem Ausmaß wie die zentralen Stadtviertel erfasst. 

Die Neumieten für Bestandswohnungen sind mit durchschnittlich 12,20 Euro pro Quadratmeter im Verhältnis zu den Immobilienpreisen noch einigermaßen günstig. Je nach Lage, Zustand und Besitzer kann es jedoch auch hier deutliche Unterschiede geben. 

Nach dem Mietspiegel für München 2011 ist Harlaching mit wenigen Ausnahmen als "beste Wohnlage" klassifiziert. Zu den nur als "gut" eingestuften Wohnlagen zählen dagegen vor allem die Abschnitte an den relativ stark befahrenen Straßenzeilen: die Geiselgasteigstraße, die Grünwalderstraße sowie die Seybothstraße und die Naupliastraße. Sowie weiter nördlich an den Straßenabschnitten der Karolingerallee, St. Magnusstraße. Östlich der Säbenerstraße Richtung Neu-Harlaching und südlich der Naupliastraße wird der Bereich sogar nur als "normale Wohnlage" eingeschätzt.