
UNStudio - Für progressive Architektur vernetzt
Das Amsterdamer UN Studio, das 1988 von Ben van Berkel und Caroline Bos gegründet wurde, errang mit dem Bau der Erasmus Brücke in Rotterdam und dem Moebius Haus in Gooi (Niederlande) Kultstatus. In Deutschland wurde man vor allem durch den Bau des Mercedes-Benz Museum in Stuttgart auf UN studio aufmerksam.
Der 1957 in Utrecht geborene Ben van Berkel graduierte an renomierten Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam und 1987 an der Architectural Association (AA) in London. Er arbeitet zuerst im Architekturbüro von Zaha Hadid, zu einer Zeit, als die spätere Pritzkerpreisträgerin noch kaum Aufträge hatte und noch relativ unbekannt war. Zu seinen weiteren Stationen gehörte das Architekturbüro des Spaniers Santiago Calatrava in Zürich.
1988 gründete er mit Caroline Bos in Amsterdam van Berkel & Bos Architectuurbureau, aus dem später (1998) UN Studio hervorging. Neben dieser Tätigkeit hält van Berkel auch an Hochschulen Vorträge. So lehrte er als Gastprofessor 1994 an der Columbia University in New York, in Harvard sowie 1996 bis 1999 an der AA in London. 2000 hatte er zusammen mit Caroline Bos eine Gastprofessur an der Princton University. Aktuell leitet Ben van Berkel an der Städelschule in Frankfurt am Main die Architekturklasse Advanced Architectural Design.
Caroline Bos wurde in Rotterdam (*1959) geboren und studierte Kunstgeschichte mit architekturtheoretischen Schwerpunkt. Sie lehrte unter anderem an der Architekturakademie in Arnheim, der Technischen Universität Wien, der Designakademie in Eindhoven, der Liverpool Univerity sowie an der AA. Der Name UN studio (united net - vereinigtes Netzwerk) steht für die Vernetzung von Fachleuten progressiver Architektur.
Erste Aufmerksamkeit in der Architekturszene errang das Duo van Berkel und Bos mit ihrem Entwurf der Erasmusbrücke in Rotterdam (1990 bis 1995), bei der der Einfluss von Santiago Calatrava unübersehbar ist (Bild links).
Es folgten das Haus Moebius in Het Goi (Niederlande), das archäologische Museum Het Valkhof in Nimwegen und der transluzente minimalistische Bürokomplex La Défense in Almere. Für internationales Aufsehen sorgte der Bau des Mercedes Benz Museum in Stuttgart (Bild oben). In Stuttgart errichtete UNStudio später auch das private Haus am Weinberg (Bild links) und ein Hochschulgebäude für virtuelle Ingenieurarbeiten. Auch in den USA bauten UN Studio Villen und andere Wohngebäude, wie das 2008 durch Brand zerstörte VilLA NM, gestalteten aber auch Department Stores und öffentliche Plätze, etwa den Five Franklin Place in New York und zusammen mit Zaha Hadid den das Loop Community Area, wo sie futuristische Pavillons errichteten.
2009 wurde mit einem Büro in Shanghai die erste Niederlassung in Asien eröffnet. Von UNStudio Asia aus wurde zunächst das Projekt Raffles City in Hangzhou entworfen. Es folgten Projekte mit Schwerpunkt in China und Südkorea.
Auch in Georgien, dem kleinen Land zwischen Schwarzen Meer und Kaukasus, das in den letzten Jahren mit den Bauten des Berliner Architekten Jürgen Mayer H. (Zoll- und Grenzabfertigungsgebäude in Sarpi, Polizeistation, Flughafen und Justizgebäude in Mestia, Rasthof bei Gori), Massimiliano und Doriana Fuksas (Theater in Tiflis), CMD Ingenieros (Georgische Parlament in Tiflis) und Wandel Hoefer Lorch (Bürogebäude Hybrid Highrise Tbilisi) zu einem Mekka für progressive Architekten geworden ist, errichtete UNStudio das Terminalgebäude für den Internationalen Flughafen in Kutaisi. Obwohl es mit 4.500 Quadratmetern Fläche ein für internationale Vergleiche sehr kleiner Flughafenbau ist, weist er immerhin 
30 bis 40 Flüge pro Woche und eine Million Passagiere pro Jahr auf: Das rote Eck sorgt am G für Wiedererkennbarkeit und Signifikanz des Gebäudes sorgen.

Der 55 Meter hohe Tower des Flughafens soll mit seinem „starken Erscheinungsbild“ ein „Leuchtfeuer“ des Flughafens und seiner Umgebung darstellen.
Bilder: Mercedes Benz Museum: Mercedes Benz; Erasmus Brück: wikipedia/UNStudio; Haus am Weinberg: UNStudio; Kutaisi International Airpoert: UNStudio