
Henn Architekten
Henn Architekten ist ein deutsches Architekturbüro, das von Gunter Henn und zehn Partnern geführt wird. In den Büros in München, Berlin, Peking und Shanghai arbeiten heute rund 330 Mitarbeiter in Projektteams aus Architekten, Designern, Planern und Ingenieuren.
Gunter Henn (*1947) studierte von 1967 bis 1971 Bauingenieurwesen an der ETH Zürich, der TUM und der TU Berlin, wo er 1972 den Abschluss als Diplom-Ingenieur erwarb. An der TUM promovierte er und studierte zudem von 1972 bis 1975 Architektur.
Das 1979 von Gunter Henn gegründete Büro steht in der Nachfolge des Büros von Walter Henn. Dieser hatte von 1934 bis 1937 Architektur an der Dresdner Akademie der Bildenden Künste bei Wilhelm Kreis Architektur studiert und 1947 in Dresden sein erstes Architekturbüro gegründet.
Als Hochschullehrer begründete Walter Henn zusammen mit Friedrich Wilhelm Kraemer und Diester Oesterlen die „Braunschweiger Schule“. Ihre reduktionistisch-sachliche, auch an internationalen Vorbildern orientierte, Architektur beeinflusste das Bild der deutschen Nachkriegsarchitektur nachhaltig. Die "Braunschweiger Schule" vermittelt den Dreiklang von Funktion, Konstruktion und Form als eigenständigen Entwurfsparametern, wobei Henns Schwerpunkt auf der Konstruktionslehre liegt.
Walter Henns Braunschweiger Architekturbüro war vor allem mit Aufträgen von Siemens & Halske oder den Münchener Friedrich Deckel-Werken, im Industriebau beschäftigt. Mit Verwaltungsbauten für den Bertelsmann-Verlag oder Osram (siehe Bild links: Osram Licht AG in München) ist er ab den frühen sechziger Jahren entscheidend an der Entwicklung des Großraumbüros beteiligt, für das er das Konzept einer frei gegliederten, unhierarchischen Arbeitslandschaft entwirft. Henns strenge, technisch präzise Architektur folgt dabei Vorbildern der internationalen Nachkriegsmoderne, die das westdeutsche Bauschaffen prägen. Insbesondere der Einfluß Mies van der Rohes spiegelt sich in Henns Architektur wider, in seiner Vorliebe für den Stahlbau ebenso wie in der klassizistischen Attitüde seiner Bauten. Mit dem Entwurf von Wasserkraftwerken für die Moselkanalisierung oder Hochregallagern schafft Henn immer wieder die Verbindung von Ingenieurswesen und Baukunst. Aus familiären Gründen verlegt Walter Henn in den siebziger Jahren den Hauptsitz seines Büros nach München und nimmt 1979 seinen Sohn Gunter als Partner auf. Seine Braunschweiger Bauten realisiert er in Projektpartnerschaft mit verschiedenen Architekten.
Auch nach der Emeritierung bleibt Henn aktiv an der Entwurfsarbeit beteiligt und ist vorwiegend als gestalterischer Berater für Kraftwerksanlagen tätig. Nach seinem Ausscheiden aus dem Büro 1989 übersiedelt er nach Murnau am Staffelsee, wo er im Alter von 93 Jahren verstirbt.
Projekte wie Die Autostadt (Bild links, im Vordergrund Porsche-Pavillon) , Die Gläserne Manufaktur und das Projekthaus im Forschungs- und Innovationszentrum von BMW haben international Beachtung gefunden. Eine Vielzahl von großen Bauvorhaben wird derzeit in China realisiert, darunter die Firmenzentralen für die größten Versicherungsunternehmen China Life und Taikang Life, Produktionsstätten für BMW in Shenyang sowie die Wissenschaftsstadt Nanopolis in Suzhou.
Das Spektrum der Tätigkeiten von Henn Architekten umfasst Objektplanung, Interior Design, Masterplanung, Quantity Surveying, Construction Management sowie Leed Zertifizierung.
Wichtige Bauten (bis ca. 1980 Walter Henn)
1955: Produktionsgebäude Siemens & Halske AG, Braunschweig
vor 1957: Neubauten für die Brunsviga Maschinenwerke AG, Braunschweig, Franz-Trinks-Straße
1961: Hochspannungshalle („Parabelhalle“) der Siemens AG in Berlin
1962: Verwaltungsgebäude der Maschinenfabrik Deckel, München
1962: Mensa in Braunschweig
1965: Hauptverwaltung der Osram Licht AG in München
1966: Moselkraftwerk und Staustufe Detzem
1972: Max-Planck-Institut in Göttingen
1976: Mehrzweckhochhaus der Universität Bremen
1987: VW-Forschungszentrum in Wolfsburg (zusammen mit K. Petersen)
2000 Autostadt Wolfsburg
2000 Audi museum mobile, Ingolstadt (Bild links)
1999-2001 Gläserne Manufaktur Dresden
2003 Fraunhofer Haus, München (Bild oben links, Hochhaus links)
2004 BMW Projekthaus, München
2010 Wenzhou Central Business District, China
2012 Porsche Pavillon, Wolfsburg
2014 Wissenstadt Gmünder Eule, Schwäbisch Gmünd
2016 1. Preis Neubau Fakultät Elektro- und Informationstechnik (EI), 1, BA, Garching
Quellen: Henn Architekten, Wikipedia, Jan Lubbitz – Walter Henn (1912-2006) Architektenporträt
Bilder: Autostadt (Porsche Pavillon); museum mobile; sonst: Ulrich Lohrer