
Der Erfinder des Maximilianstil
Als Baumeister der ersten Bahnhöfe in Bayern machte er sich einen Namen. Bald stieg er in der Gunst des Königs zum obersten Architekten des Landes auf und half den neuen Baustil – den Maximilianstil – zu schaffen. Maximilianstraße und das Maximilianeum sind die bekanntesten Arbeiten von Friedrich Bürklein. Der Tod des Königs besiegelte das Ende des Maximilianstil und die Karriere Bürkleins, der unter tragischen Umständen starb.
Friedrich Bürklein wurde am 30. März 1813 als Lehrerssohn in Burk bei Dinkelsbühl geboren. Ab 1828 studierte er – wie acht Jahre später auch sein jüngerer Bruder Eduard – bei Friedrich von Gärtner an der Akademie der Bildenden Künste in München. Er sollte der nach Gottfried Semper erfolgreichste und namhafteste Schüler dieses Architekturprofessors werden. 1836 legte er den „Konkurs“ für den Staatsdienst ab.
1840/41 durfte er Gärtner zur Bauüberwachung der Residenz König Ottos nach Athen begleiten. Zunächst war Bürklein als Architekt von Privathäusern und Villen in und um München tätig, wobei er dem Stil seines Lehrers verpflichtet blieb. 1843 trat er als Baukondukteur in den Staatsdienst ein. Ein Jahr später kam er zur Eisenbahnbaukommission in Nürnberg, die 1845 der neuen Generalverwaltung der königlichen Eisenbahnen in München angegliedert wurde. In ihrem Auftrag besichtigte er 1846 Eisenbahnhochbauten in Deutschland, Belgien, Holland, Frankreich und England. Daher kam es auch, dass zahlreiche bayerische Bahnhöfe nach Bürkleins Plänen errichtet wurden, etwa in Ansbach, Augsburg, Bamberg, Hof, Nördlingen, Pasing (farbiges Bild unten rechts) oder Rosenheim.
Sein spektakulärster Bahnhofsbau war jedoch der Bahnhof von München (Bild oben rechts), der von 1847 bis 1849 entstand. Dessen kühn konstruierte Bahnsteighalle (Bild rechts) erregte auch die Aufmerksamkeit von König Max II..
Bereits durch den Bau des Rathauses von Fürth, den Friedrich Bürklein unter Mitwirkung seines Bruders Eduard von 1840 bis 1844 erbaut hatte, sorgte für Aufsehen. Mit dem zwischen 1845 und 1850 errichteten 55 Meter hohen Turm gab er dem Rathaus eine Erscheinung im Stil des Palazzo Vecchio in Florenz. 1900 bis 1901 wurde das Fürther Rathaus durch einen anderen berühmten Münchner Architekten erweitert: Friedrich von Thiersch.
Der König ernannte Bürklein 1851 zum Professor an der Polytechnischen Schule in München und beförderte ihn im folgenden Jahr zum „Baurath“ (später „Oberbau-“ und „Generaldirektionsrath“) bei den Generaldirektionen der kgl. Verkehrsanstalten. 1853 nahm ihn der König auf seine Romreise mit.
Bürkleins Hauptwerk ist aber die Anlage der Münchner Maximilianstraße mit den dortigen Gebäuden der Regierung von Oberbayern (1856–1864, Bild links), der Neuen Münze (1857–1863, Bild links unten) und des Maximilianeums (Aufmacherbild oben). Die Straßenbauarbeiten wurden von Arnold von Zenetti geleitet. Rudolf Gottgetreu entwarf das Hotel Vier Jahreszeiten, Eduard Riedel das damalige Bayerische Nationalmuseum und heutige Völkerkunde-Museum. Der Landschaftsarchitekt Carl von Effner war für die Bepflanzung der Straße und Plätze zuständig.
Der Architekturstil, der Elemente verschiedener Stilepochen wie Neogotik und Renaissance vereint, stieß auf viel Kritik, macht die Maximilianstraße jedoch städtebaulich einzigartig in München und gilt neben der Ludwigsstraße, Brienner Straße und Prinzregentenstraße als eine der Münchner Prachtstraßen Heute hat die Maximilianstraße den Ruf einer mondänen und teuren Einkaufsmeile, wie sie es in Deutschland sonst kaum gibt.
Bevor Bürklein den neuen Stil im großen an der Maximilianstraße umsetzte, hatte er schon an anderen Gebäuden experimentiert. Einen bedeutenden Schritt von der Neugotik des (heute zerstörten) Wittelsbacher Palais zum Maximiliansstil stellt die nach seinem Plan unter der Bauleitung von Arnold von Zenetti errichtete ehemalige „Frauengebäranstalt“ (1853–1856, Bild links unten) in der Sonnenstraße dar. Lisenen und gotische Bogenfelder gliedern die Hauptfassade.
Allerdings erwies sich das Gebäude für seine vorgesehenen Zweck als Fehlkonstruktion: Mangelhafte Belüftung und Hygiene führten dazu, dass die Stadt es bereits 1861 wieder verkaufen wollte. 1929 wurde es nach Plänen von Robert Vorhoelzer zum Postscheckamt umgebaut und in der Fassade neu gegliedert. 1972 bis 1978 erfolgte ein weiterer Umbau und später die Umnutzung zu einem Cafe und Veranstaltungsort.
Bürklein war aber nach dem steilen Aufstieg noch zu Lebzeiten einer massiven Kritik ausgesetzt. Gebrochen durch die allgemeine Ablehnung seines Baustils, den Schwund seines Ansehens nach dem Tod seines Gönners Max II. und den Verlust seines ältesten Sohnes in der Schlacht vor Sedan, starb Bürklein am 4. Dezember 1872 in der Heilanstalt Werneck in Unterfranken. Beerdigt ist er auf den Alten Südfriedhof in München.