Sollns Letzte Baulücken

Die Villenviertel bei Solln entstanden in den 1890er-Jahre das Villenviertel Prinz-Ludwigs-Höhe. Münchens gehobenes Bürgertum liess sich hier schmucke Sommeresidenzen im englischen Landhausstil errichten. Heute sind die Grundstücke längst mit hohen Bäumen zugewachsen, die Bewohner gelten aber weiterhin als vermögend.

 

Vom Asam-Schlösschen in Thalkirchen führt ein schmaler, asphaltierter Weg über die Prinz-Ludwigs-Höhe nach Solln. Familien mit Kinderwagen, Radfahrer und Jogger freuen sich über die angenehme Steigung. Der eine oder andere mag sich wundern, weshalb der Anstieg so regelmäßig angelegt wurde. Der Grund: Der Weg befindet sich auf der ehemaligen Trasse der Isartalbahn.

 

1891 wurde von dem privaten Investor Siegfried Klopfer die Bahn von Thalkirchen nach Wolfratshausen eingeweiht, die dann bis nach Bichl erweitert wurde. Aufgrund der neuen  Bahnanbindung entschloss sich der Bauunternehmer Jakob Heilmann (1846-1927), auf dem Berg südlich von Thalkirchen das Villenviertel "Prinz-Ludwigs-Höhe“ zu errichten. Heilmann hatte selbst zunächst als Angestellter und dann als Bauunternehmer Eisenbahnlinien in Bayern gebaut. 1877 hatte er sich in München niedergelassen und widmete sich in der stark wachsenden Stadt dem Hochbau, mit dem er ein Vermögen machte und bald Münchens größter Projektentwickler wurde. Mit seinem Schwiegersohn, dem Architekten Max Littmann, den er als Teilhaber und kreativer Kopf in sein nun unter dem Namen Heilmann und Littmann firmiertes Unternehmen holte, erbaute er nicht nur das Hofbräuhaus, das Prinzregententheater und Großkliniken, sondern auch ganze Villenviertel in Bogenhausen, Gern und  ab 1895 eben auch in Solln. 

 

 

Das neue Viertel trug den Namen des Kronprinzen, des späteren König Ludwig III. Der Name mit dem guten Klang wurde sowohl aus politischen, als auch aus Gründen des Marketings gewählt: Hier  ließen sich die neuen Reichen des Deutschen Reichs nieder. So etwa der Kältetechniker, Erfinder und Firmengründer Carl von Linde, der sich Villa und Kutscherhaus (Bild oben links) am Isarhochufer in der Heimmannstraße 11, 15, 17 von dem Architekten Franz Kreuter noch im eher traditionellen Gründerstil erbauen ließ. Bemerkenswert ist beispielsweise auch die weiter südlich von Franz Rank entworfene italianisierende Villa Braun für den vermögenden Apotheker Karl Braun. 

Innovativer waren für Münchner Verhältnisse auch die  von Max Littmann im englischen Cottage-Stil erbauten Villen (Heilmannstraße 25, 27, 29), von der er eins selbst als Sommerresidenz bewohnte (Bild Aufmacher oben). Völlig anders ist dagegen das von Jakob Heilmann und Max Littmann ein Viertel Jahrhundert später entstandene Haus mit Walmdach und Säulenbalkon aus den 1920er-Jahren (Bild links).

Der Straßenverlauf wurde im malerischen Stil, also im unregelmäßigen Straßenraster angelegt. Es wurden aber auch Häuser in anderen Baustilen errichtet, etwa in der Pössenbacherstraße (Bild links unten) in historisierender Bauweise oder im Jugendstil, und in der Josephinenstraße eine Reihenhaussiedlung mit anglisierenden Zügen.

 

Kubische Neubauten statt Villen 

Ab 1900 wurde westlich der Prinz-Ludwigs-Höhe, bei der Bahnlinie nach Holzkirchen, ein weiteres Viertel, die "Villenkolonie Solln“ angelegt. Doch erst ab den 1950er-Jahren wurde das Viertel mit sehr vereinzelten Villen richtig erschlossen. Die ursprüngliche lockere Bebauung wurde in den 1960er-Jahren durch kubische Flachdachhäuser und in den 1970er-Jahren mit Mehrfamilienhäusern verdichtet. Einige Villen sind Betonbauten gewichen, erst seit 1973 verhindert der Denkmalschutz den weiteren Abriss alter Villen. Nachdem die Prinz-Ludwigs-Höhe lang in den Medien synonym als Prominenten-Wohnsitz verwendet wurde –  zu den Bewohnern zählten der Schauspieler Curd Jürgens, der Chemie-Nobelpreisträger Ernst Otto Fischer und der Verleger Wilhelm Oldenbourg – kam Solln zuletzt wegen der Ermordung des couragierten Managers Dominik Brunner an der S-Bahnhaltestelle Solln in negative Schlagzeilen.

Doch gilt der Ort weiterhin als exklusive Wohngegend. Mittlerweile gibt es aber kaum noch Baulücken. Auf einer solchen errichtet Conceptbau gerade die Wohnanlage "Elemente“ an der Wolfratshausner Straße (Bild unten links). "Es werden insgesamt 20 Wohnungen in einem kleinen, privaten Ensemble bis etwa Ende 2012 entstehen“, erläutert Emmanuel Thomas, Geschäftsführer von Concept Bau in München. "Schon fast 40 Prozent der Wohnungen sind bereits verkauft.“ Eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 79 Quadratmeter Wohnfläche wird für 306.900 Euro, eine  Vier-Zimmer-Gartenwohnung mit 136 Quadratmetern wird für 615.800 Euro angeboten. Je nach Ausrichtung und Größe der Wohnungen differieren die Angebotspreise zwischen knapp 3900 und rund 5300 Euro pro Quadratmeter.

 

Wohnungen für Millionäre 

Südlich davon, in der Großhesseloher Straße 7, errichtet der Bauträger Domino Haus- und Grundbesitz GmbH eine „elegante Stadtvilla“ mit vier Wohnungen. Eine 3,5-Zimmer-Wohnung mit 113 Quadratmeter Wohnfläche und 26 Quadratmeter Nutzfläche wird für eine Million Euro angeboten, eine 4,5-Zimmer-Gartenwohnung mit 184 Quadratmeter Wohnfläche sogar für 1,24 Millionen Euro.

In diesem oberen Preisbereich liegen auch ein Projekt, das die H-I-M Immobilien Management GmbH in Solln offeriert. In der Allerscherstraße 47 wird ein Haus mit drei Geschossen und sechs Eigentumswohnungen errichtet. Die Wohnflächen – je nach Wohnung – zwischen 118 bis 200 Quadratmeter.  Genannt werden die Preise von zwei Wohnungen, die 1,1 Millionen Euro und 1,3 Millionen Euro betragen.

Die S-Bahn-Haltestelle Solln – so der Hinweis zu den Luxuswohnungen – ist nur zwölf bis 15 Gehminuten entfernt. Zum Hauptbahnhof sind es von dort noch 13 Minuten Fahrzeit.  In die andere Richtung verläuft die S-Bahn übrigens auf altem Gleisverlauf: dem der ehemaligen Isartalbahn. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Solln – Das Viertel in Zahlen

Das ehemalige Dorf Solln wurde in den 1930er Jahren in München eingemeindet. Heute ist Solln ein Teil des Stadtbezirks mit dem langen Namen Thalkirchen-Obersendling-Fürstenried-Forstenried-Solln. Solln teilt sich auf in den alten Dorfkern, die Villenviertel Prinz-Ludwigs-Höhe (zum Teil auch zum Bezirksteil Thalkirchen gehörend) und Villenviertel Solln, sowie die Parkstadt Solln. Nördlich von Solln befindet sich Obersendling, im Süden die Gemeinde Pullach.

Einwohner: Das Stadtviertel Solln zeichnet sich durch einen etwas höheren Anteil von Familien mit Kindern aus. Dagegen ist aber die Altersklasse der  20- bis 30-Jährige im Vergleich zum Stadtdurchschnitt unterdurchschnittlich vertreten. Die Einwohner kommen insgesamt auf einen relativ hohen Altersdurchschnitt. Der Ausländeranteil liegt mit knapp 14 Prozent deutlich unter dem Level der Stadt.

Infrastruktur: Um die St. Johann Baptist Kirche gibt es Cafés, Wirtshäuser, Biergärten, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Insgesamt geht es in Solln eher ruhig zu. Anschluss zu den Öffentlichen Nahverkehrsmiiteln besteht durch durch den S-Bahnhof Solln an die S7, die im Süden nach Wolfratshausen fährt.

Immobilien: Immobilien sind knapp unter 4000 Euro pro Quadratmeter zu bekommen. Es überwiegen Einfamilienhäuser, deren Preis Richtung Isar ansteigt. Häuser werden ab einer Million Euro offeriert – je nach Zustand, Lage und Größe kann der Preis aber deutlich darüber liegen. 

Als beste Wohngegend klassifiziert der Mietspiegel die Prinz-Ludwigs-Höhe, also den Bereich zwischen Heilmann Straße im Osten, Wolfratshauser Straße im Westen. Im Süden wird die beste Wohnlage von der Rungestraße begrenzt. Auch das Villenviertel Solln, westlich von der Prinz-Ludwigshöhe ab der S-Bahn-Linie bis zur Plattlinger Straße gilt als beste Wohnlage. Darüber hinaus wird Solln überwiegend als gute Wohnlage eingestuft.

Neubau in Solln: Concept Bau startet mit Vertrieb

 

Literatur:

Dennis A. Chevalley, Timm Weski: Landeshauptstadt München. Südwest: Denkmäler in München Band 1 und 2, München 2004,

Dorle Gribl: Villenkolonien in München und Umgebung. Der Einfluß Jakob Heilmanns auf die Stadentwicklung, München 1999

Dorle Gribl: Solln in den Jahren 1933 – 1945. Spurensuche im Münchner Süden, München 2006

Dorle Gribl: Solln und die Prinz-Ludwigshöhe. Villen und ihre Bewohner. Volk Verlag, München 2011