Schloss Fürstenried: 300. Geburtstag für Lustschlösschen

Schloss Fürstenried im Süden Münchens feiert seinen 300. Geburtstag. Kurfürst Max Emanuel ließ es 1715 von Joseph Effner als Jagdschloss errichten, heute dient es als Exerzitienhaus des Bistums München und Freising. Am 27. September beginnt das Fest- und Vortragsprogramm, dass Jubiläum begleitet.

 

Max Emanuel war einer faszinierendsten Gestalten der bayerischen Geschichte. Als 21-jähriger Feldherr kämpfte der bayerische Kurfürst auf der Seite der Habsburger gegen das ottomanische Reich und errang auf den Schlachtfeldern vor Wien Ruhm als „Türkenbezwinger“. Später schlug er sich im Spanischen Erbfolgekrieg an die Seite des französischen Königs Ludwig XIV. und kämpfte gegen die Habsburger – und verlor in der Schlacht von Hofstätt tausende Soldaten und Bayern.

Er gab nicht auf. 1715 konnte Max Emanuel endlich aus dem französischen Exil nach Bayern zurückkehren, wo er nach Vorbild des französischen Sonnenkönigs die Schlösser Nymphenburg und Schleißheim prächtig ausbauen ließ. Auch der Bau von Schloss Fürstenried, das nun seinen 300. Geburtstag feiert, wurde von ihm veranlasst.

Bereits im Jahr seiner Rückkehr erwarb der passionierter Jäger die Hofmarkt Poschetsried, wo zuvor bereits Hofjagden stattgefunden hatten, vom Graf von Hörwarth. Nach Plänen seines Hofbaumeisters Joseph Effner ließ der Kurfürst darauf Schloss Fürstenried errichten. Es besteht aus einem dreigeschossigen Mittelbau, der ursprünglichen Wohnung des Kurfürsten, und zwei flankierenden zweigeschossigen Pavillons, dem ursprünglichen Kurprinzen- und Kavaliersbau, die durch Galerien miteinander verbunden wurden. Nördlich dieses Haupttrakts befindet sich ein von Wirtschaftshöfen flankierter Ehrenhof. Heute befindet sich Schloss Fürstenried innerhalb der Stadtgrenze Münchnes – an der Grenze der Bezirksteile Fürstenried-West und Forstenried des 20. Münchner Stadtbezirks.

Wie Nymphenburg, so war auch Fürstenried in ein übergeordnetes Netz aus Chausseen und Kanälen der Schlösser Max Emanuels eingebunden. Die Sichtachse von Schloss Fürstenried zur acht Kilometer entfernten Münchner Frauenkirche besteht – über eine vierreihige Lindenallee und der heutigen Garmischer Autobahn – noch heute. Südlich vom Schloss Fürstenried befindet sich der Forstenrieder Park, ein großes Waldgebiet, das von den Wittelsbachern als weitläufiges Jagdgebiet genutzt wurde. Als Ergänzung zum Schloss Fürstenried wurde dort 1733 das Gelbe Haus, ein gelb bemaltes, aus Holz erbautes Jagdlusthäuschen befand, das aber bereits 1746 wieder abgerissen wurde.

Ständiger Um- und Ausbau

In der Folgezeit wurde das Schloss von den jeweiligen Eigentümern ständig um- und ausgebaut und verlor dadurch nach und nach seinen ursprünglichen Charakter einer Barock-Anlage. So bewohnten Maria Amalie und Ann Maria Sophia, Gemahlinen verschiedener Kurfürsten, das Anwesen. Nach 1800 wurde es für militärische Zwecke und zeitweilig als Lazarett genutzt. Von 1883 bis 1916 diente es als Aufenthalt und Zwangsresidenz des psychisch kranken Prinzen Otto von Bayern, dem Bruder König Ludwig II.  Seit 1925 ist Schloss schließlich Exerzitienhaus des Bistums München und Freising. 1931 wurde daher  der Mittelsaal des Hauptbaus in eine Kapelle verwandelt. 1972 bis 1975 wurde das Schloss wieder durch Entfernung  von störenden Zubauten zumindest äußerlich wieder in seine ursprüngliche barocke Erscheinung  umgebaut. Für den Gästekomplex und die Kapelle wurde auf der Nordwestseite des Gartens durch den Architekten Carl Theodor Horn ein gesonderter Neubau erstellt.

Garten von Schloss Fürstenried

Auf der Rückseite des Haupttrakts liegt der Schlossgarten, der ursprüngöich wohl von Dominique Girard entworfen wurde und die nach 1880 durch den Hofgärtner Karl von Effner – einem Nachkommen Joseph Effners – rekonstruiert wurde und den Südteil im englischen Stil anlegte. Dabei erhielt das Parterre Gartenplastiken des Bildhauers Carl Fischer.

Veranstaltungen zu 300 Jahre Schloss Fürstenried

Das Festprogramm zu 300 Jahre Schloss Fürstenried und 90 Jahre Exerzitien-Haus begann mit einem Tag der offenen Tür am 27. September 2015: Um 10.30 Uhr Eucharistiefeier im Schlosspark mit Bischofsvikar Ruppert Graf zu Stolberg, danach Eröffnung der Ausstellung, Frühschoppen und Mittagessen, tagsüber Schloss-und Gartenführungen, Kutschfahrten, Taiji-Workshop, Angebote für Kinder. Um 17 Uhr Konzert mit dem Instrumental-Ensemble der Andreaskirche.

Schlossgespräche zum Jubiläumsjahr, moderiert von Pastoralreferent Johannes Hagl (Eintritt frei):

7.10.2015, 19 Uhr: Vom Jagdschloss zum Exerzitien-Haus – Zur Geschichte von Schloss Fürstenried. Dr. Lothar Altmann

21.10.2015, 19 Uhr:  Joseph Effner – einer der Großen des deutschen Spätbarock. Architekt Ernst Götz



5.11.2015, 19 Uhr: Weihbischof Johannes Neuhäusler – „Unterscheidung der Geister“. Schwester Elija Boßler OCD, Kamel Heilig Blut in Dachau



19.11.2015, 19 Uhr: Stadtmission und Eucharistischer Weltkongress 1960. Prof. Franz-Xaver Bischof, Lehrstuhl für Kirchengeschichte

2.12.2015, 19 Uhr: Jubiläums-Kammerkonzert mit Musik um 1715, um 1925 und in der Gegenwart. Orchesterakademie des Bayerischen Staatsorchesters

20.1.2016, 19 Uhr: Kardinal Döpfner und das Exerzitien-Haus. Dr. Stephan Mokry

24.2.2016, 19 Uhr: Gesprächskonzert „Exerzitien und Musik“ mit der Orchesterakademie des Bayerischen Staatsorchesters

17.3.2016, 19 Uhr: Die Exerzitien des Heiligen Ignatius von Loyola. Pater Christoph Kentrup SJ, Direktor des Exerzitien-Hauses



11.12.2015, 18 Uhr: Dankgottesdienst zum 40. Weihetag der Schlosskirche. Weihbischof em. Engelbert Siebler



19.6.2016, 18 Uhr: Abschluss-Fest mit Galabüffet

11.10.2016, 18 Uhr Gedenkgottesdienst zum 100. Todestag von König Otto von Bayern mit Kardinal Reinhard Marx

Literatur:

Dennis A. Chevalley, Timm Weski: Denkmäler in Bayern – Landeshauptstadt München Südwest, Band 1, Seite 192 – 193 (Schloss Forstenried)

Annette Krauß: 300 Jahre Schloss Fürstenried – Vom Lustschloss zum Exerzitien-Haus; in: Münchner Kirchennachrichten

Bilder: oben, unten groß – Ulrich Lohrer